Von außen nicht schön aber immens imposant, im Innern dunkel, nüchtern, verschachtelt. Wer in diesem eierschalenfarbenen Betonklotz fünf Tage die Woche sein Soll erfüllte, muß nicht beneidet werden. Glanz und glorreiches Ambiente fanden wir nicht einmal in der Chefetage. Es gibt verschnörkeltere "Lost Places".
Der Abriss des markanten Gebäudes, das vor nicht allzu vielen Jahrzehnten in einem ästhetisch umstrittenen Architekturstil errichtetet wurde, ist längst beschlossene Sache. Lukrativer als sein Erhalt ist eine Neubebauung des Areals und so verwundert es kaum, dass sämtliche Plädoyers für seine historische Relevanz die Verantwortlichen der Stadt nicht zu ernsthaften Rettungskonzepten animieren konnten. Denn diese Stadt ist seit alters her stolz auf ihr leidenschaftsloses Wirtschaftsdenken. Unrentablen Objekten heulte sie noch niemals eine Träne nach. Liebhaber unkontrollierter urbaner Freiräume haben es hier generell nicht leicht. Ihnen stellt sich weniger die Frage, an welchem verwunschen-maroden Ort sie den Tag verträumen möchten, sondern vielmehr, ob sie überhaupt noch ein Krümelchen des historischen Kuchens ihrer Stadt abbekommen. In einem auf Gewinnmaximierung ausgerichtetem Umfeld von Spekulanten und Investoren bekommt niemand etwas geschenkt. Man muss deshalb kein über die Maßen politsch ambitionierter Mensch zu sein, um zu wissen: Hier geht es um's Prinzip. Und so üben sich nicht wenige Bewohner dieser und wohl auch ähnlicher Städte in der Kunst, eines der in der Regel äußerst kurzen Zeitfenster zwischen hermetischer Absicherung und Abrissbirne zu nutzen, um allen Kontrollmaßnahmen zum Trotz einen nicht erwünschten Blick in die Stadt hinter der Stadt, oder - wie in diesem Fall - in das Innere des ausgedienten eierschalenfarbenen Bürokomplexes zu werfen. Kommentare sind geschlossen.
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Das Geisterhaus und andere Geister
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